Die Ergotherapie – durch Aktivität zur Gesundheit
Körbe flechten und Speckstein schleifen? Die Ergotherapie bietet Ihnen wesentlich mehr als das Produkt Ihrer Tätigkeiten. Getreu dem Motto „der Weg ist das Ziel“ ist es die Betätigung an sich, auf deren Auswirkung der Ergotherapeut Wert legt. Durch den Einsatz individueller Arbeiten wird sowohl Ihr Handlungsspielraum erweitert, wie auch diverse Kompetenzen gefördert. Welchen Sinn hat beispielsweise der Einsatz von Speckstein in einer Entwöhnungsklinik für Suchtkranke? Durch tagelanges Schleifen, Bohren und Polieren wird in der Ergotherapie Berlin erstens das Gemeinschaftsgefühl gefördert, vielmehr aber der Durchhaltewille und die Erkenntnis, dass mit den eigenen Händen und Fleiß etwas Schönes und vielleicht auch Nützliches entstand.
Der Begriff Ergotherapie stammt aus dem Altgriechischen und setzt sich aus den Bedeutungen érgon „Arbeit, Werk“ und therapia „Dienst, Behandlung“ zusammen. In verschiedenen Formen der Ergotherapie werden individuelle Fähigkeiten oder Erkenntnisse gefördert, die Ihnen oder Ihren Bekannten zu einem möglichst selbstständigen und selbstbestimmten Leben verhelfen sollen. Die Tätigkeiten der Ergotherapie können gruppenweise in Werkstätten oder alleine zu Hause durchgeführt werden, die eigentliche Arbeit findet jedoch in Ihrem Kopf statt.
Der „Deutsche Verband der Ergotherapeuten“ (DVE) beschreibt die Ergotherapie als generationenübergreifende Maßnahme, um tatsächliche oder bevorstehende Einschränkungen der Handlungsfähigkeit zu umschiffen. Das Ziel ist es, Sie bei individuell wichtigen Entwicklungen in Bezug auf Selbstversorgung, Produktivität und Freizeitgestaltung zu stärken. Neben der spezifischen Aufgabe soll Ihre Lebensqualität durch scheinbar beiläufige Gespräche, Beratungen und Hilfestellungen ebenso verbessert werden, wie es die gesellschaftliche Teilhabe und die Anpassung an die Arbeitsumgebung mit sich bringt.
Der Ansatz der Ergotherapie
Obige Definition bietet Ihnen unabhängig von Beruf, Gesellschaftsschicht, Alter oder persönlicher Sichtweise die Möglichkeit der Entfaltung. Die Ergotherapie kann in ihrer Komplexität nicht mithilfe einiger Zeilen definiert werden, es ist lediglich die Quintessenz, die jeder Ergotherapeut anstreben sollte. Die Ergotherapie in Berlin untergliedert sich in übergreifende Betätigungsbereiche und Therapiemethoden:
Betätigungsbereiche
Die Ergotherapie stützt sich auf sozialwissenschaftliche, medizinische und handlungsorientierte Grundlagen, die durch fachspezifische Elemente in den Betätigungswissenschaften erarbeitet werden. Als solche werden bei der Ergotherapie in Berlin, Deutschland und auch im Ausland folgende Fertigkeiten unterstützt:
- Selbstversorgung: z. B. essen, sich anziehen
- Freizeit: z. B. spielen, gesellschaftliche Aktivitäten, Handarbeit
- Produktivität: z. B. Fenster putzen, Aufsatz schreiben
Die Grundlagen
Als Grundlage der Ergotherapie diente bis in die 70er die mechanistische Sichtweise auf den Menschen. Nach dieser Weltanschauung existiert ausschließlich Materie, selbst der Geist oder Wille kann nicht durch immaterielle Bezüge erklärt werden. Der eingefleischte Ergotherapeut ist der Überzeugung, dass Materie einen relativ engen Handlungsspielraum hat und lediglich auf äußere Einflüsse reagieren kann. Die gleiche Materie reagiert nach der mechanistischen Ideologie auf die gleichen Impulse immer auf gleiche Weise. Demzufolge ist das ganze Wirken und Denken des Menschen strengen Naturgesetzen unterworfen, die sich in ihren farblichen Nuancen aufgrund von Erfahrungen unterscheiden. In der Ergotherapie wird der Mensch als Summe von Körperstrukturen und Funktionen angesehen. In den Betätigungsfeldern sollen Sie auf diese Störungen und Funktionen zurückgeführt werden, um neue Erfahrungen zu sammeln und entsprechend anders auf die Impulse des Alltags zu reagieren.
Seit Mitte der 70er wird die Sichtweise der Ergotherapie in Berlin durch das holistische Weltbild abgelöst. Demnach stellt der Mensch ein offenes System dar, das durch komplexe Wechselwirkungen von Individuum, der Umwelt, den Aktivitäten und der Teilhabe definiert wird. Um eine positive Entwicklung zu erreichen, geht der Ergotherapeut davon aus, dass der Mensch ein instinktiv handelndes Wesen ist. Ferner haben Aktivität und Teilhabe einen wichtigen Einfluss auf Ihr seelisches Gleichgewicht und auf Ihre Gesundheit. Störungen und Einschränkungen werden insbesondere durch das Handeln bzw. Nicht-Handeln definiert, wobei die gezielte Betätigung und die jeweilige Umgebung als Ausgangspunkt für Veränderungen dienen. Besonders wichtig ist in der Ergotherapie der Ansatz, dass jeder Mensch ein Recht auf die Teilnahme an persönlich bedeutsamen Aktivitäten hat und sein Leben selbst bestimmen dürfen soll. Körperliche oder geistige Einschränkungen mindern weder den Wert des Individuums, noch sind sie zwangsläufig ein Defizit der Lebensqualität.
Therapiemethodik
In der Ergotherapie bieten sich Ihnen drei unterschiedliche Methoden mit ihren jeweiligen Schwerpunkten und Zielen. In der kompetenzzentrierten Methode lernen Sie neue oder verloren gegangene Fertigkeiten, um Ihren Alltag zu erleichtern aber auch um abzuschalten und zu entspannen. Durch den Einsatz von ausgewählten handwerklichen Tätigkeiten oder Übungen aus lebenspraktischen Situationen bzw. aus dem Freizeitbereich wird Ihr Handlungsspielraum erweitert und das Denken durch neue Erfahrungen umgepolt.
Der Ergotherapeut fördert in der ausdruckszentrierten Methode Ihre Fähigkeit, mit der Umwelt zu kommunizieren und (Gefühls-) Botschaften zu senden. Durch kreativ-gestalterische Therapiemittel wie beispielsweise musizieren, zeichnen, schreiben oder auch basteln arbeiten Sie Ihre Gefühle heraus. Die Darstellung oder Mitteilung ermöglicht Erleichterung durch Kommunikation auf den unterschiedlichen Wegen und verschafft eine aktive Wechselwirkung mit der Umwelt. Auch hier zielt die Ergotherapie auf die gewonnenen Erfahrungen ab, um alte Denk- und Verhaltensmuster zu revidieren.
In gruppendynamischen Prozessen werden Ihre Selbstwahrnehmung und Ihr Selbstwert gefördert. Diese interaktive Methode zeichnet sich sowohl durch Auseinandersetzungen wie auch durch ein Miteinander in der Gruppe aus. Die Ergotherapie in Berlin bedient sich dazu beispielsweise verschiedener Rollenspiele, die einen künstlichen Konflikt erschaffen. Sie lernen sich zu behaupten, unterzuordnen oder einen gemeinsamen Konsens zu finden und sprechen über die dabei entstandenen Empfindungen.
Die drei Methoden sind in der Regel als dynamisches Gleichgewicht der Ergotherapie anzusehen. Ihr Ergotherapeut wird Sie mit einer Mischung verschiedener Gewichtungen konfrontieren, um den maximalen Effekt (neue Erfahrungen, Denkansätze) zu provozieren. Im stationären Bereich können dabei weiterführende Gruppenarbeiten entstehen:
- Gestaltungstherapie
- Mitarbeiterberatung
- Sensorische Integrationstherapie
In der Gestaltungstherapie wird mit Farben, Ton, Holz oder Stein gearbeitet. Der Ergotherapeut gibt Ihnen ein Thema, das Sie frei nach Belieben darstellen und anschließend in der Gruppe präsentieren werden. Sinn der Ergotherapie ist nicht das entstandene Kunstwerk, sondern die anschließende Diskussion. Die Gruppe soll sowohl das Abbild wie auch die Situation bzw. Ihre Gefühlslage erraten. Sie selbst werden sich an der Gesprächsrunde nicht beteiligen, allerhöchstens Denkanstöße erteilen. Durch diese Form der Ergotherapie wird klar, dass jedes noch so triviale Thema aus unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet werden kann und auch Ihre ausgedrückte Stimmung womöglich nicht sinngemäß bei den Betrachtern ankommt. Fühlen Sie sich gut, die Betrachter sehen aber ein „trauriges Bild“, stimmt Ihre Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung nicht überein, was zu häufigem „Unverstandensein“ führen könnte.
Der berufliche Wiedereinstieg rückt immer mehr in den Fokus der Ergotherapie. In der Mitarbeiterberatung wird der Patient auf das weitere Berufsleben vorbereitet und erhält die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten. Das Ziel der beruflichen Rehabilitation ist es, Ihre Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz langfristig aufrechtzuerhalten. Sollte eine Rückkehr an den Arbeitsplatz aus Gründen der Belastung, Stress, familiärer Aufgaben oder anderen Schwierigkeiten nicht möglich sein, werden Alternativen erarbeitet. Der Hauptbestandteil der Ergotherapie als Mitarbeiterberatung findet im persönlichen Gespräch zwischen Ergotherapeut und Ihnen statt.
Als wichtiger Therapieansatz wurde 1976 durch die amerikanische Ergotherapeutin und Psychologin Ayres die sensorische Integrationstherapie entwickelt. Der Ergotherapeut setzt gezielte Reize, um die Verarbeitung von Wahrnehmungen im zentralen Nervensystem zu verbessern. Bei der sensorischen Integration handelt es sich um die Koordination und das Zusammenspiel verschiedener Sinneswahrnehmungen und -systeme. Als Beispiel dient der Schwerkraftreiz (der die Bereitstellung der Muskelaktivität auslöst), der Gleichgewichtsreiz (stehen auf einem Bein) oder das Drehen des Kopfes zu einer Geräuschquelle. Die sensorische Integration als Ergotherapie wird insbesondere bei Kindern eingesetzt, die mit Entwicklungs- oder Aufmerksamkeitsstörungen auffällig wurden oder Probleme in der Grob- und Feinmotorik sowie psychosomatischer Natur haben. Auch bei dementen Patienten wird die Ergotherapie mittlerweile erfolgreich angewendet.
Einsatzbereiche der Ergotherapie
Die Ergotherapie in Berlin behandelt, berät und fördert jeden Patienten, der durch eine physische oder psychische, angeborene oder erworbene Krankheit leidet. Ihr Ergotherapeut ist auch bei Entwicklungsstörungen der richtige Ansprechpartner, wenn Sie Ihr Kind in seiner Selbstständigkeit oder Handlungsfähigkeit eingeschränkt sehen. In gemeinsamen Gesprächen werden Therapien für Sie entwickelt, um die Lebensqualität zu erhöhen und erneuten oder fortschreitenden Krankheiten vorzubeugen. Die Ergotherapie als anerkanntes Heilmittel wird von Ihrem Arzt verordnet und kann innerhalb sozialer Einrichtungen, Kliniken und eigenen Praxen wahrgenommen werden:
- Pädiatrie: z. B. Störung des Bewegungsablaufs, der Entwicklung, der Wahrnehmung oder Sinnesbehinderungen (Taubheit, Blindheit)
- Neurologie: Erkrankungen des zentralen Nervensystems z. B. nach einem Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzungen, Querschnittslähmungen, multiple Sklerose
- Orthopädie, Traumatologie, Rheumatologie: z. B. bei Störungen des Bewegungsapparates durch traumatische oder degenerative Störungen, Amputationen
- Geriatrie: bei akuten oder chronischen Erkrankungen, zur Förderung der Selbstständigkeit oder Sturzprophylaxe
- Psychiatrie: z. B. Entfaltung der kreativen Fähigkeiten bei Suchterkrankung, psychotischen Erlebnissen, neurotischen oder psychosomatischen Störungen.
Ziele der Ergotherapie
Das Ziel der Ergotherapie ist für alle Einsatzgebiete und Therapiemodelle identisch. Sie sollen als Patient Ihren Alltag zufriedenstellend und möglichst eigenverantwortlich bewältigen können. Die Wiedereingliederung in die soziale, kulturelle und erwerbstätige Welt ist als wichtigstes Sekundärziel der Ergotherapie anzusehen. Durch die Ergotherapie in Berlin verbessern Sie die beeinträchtigten Kompetenzen, stellen sie wieder her oder lernen geeignete Kompensationsmethoden.
In den handwerklichen und therapeutischen Maßnahmen trainieren Sie das Leben. Durch die Ergotherapie stärken Sie Ihre Frustrationstoleranz und üben das Einhalten von Vorgaben und Grenzen. Sie fördern Ihre Eigenmotivation und leiten sich zum selbstständigen Arbeiten an. Die Ergotherapie in Berlin ermutigt Sie in Ihrer Entscheidungskraft und schärft Ihren Blick für das Wesentliche und Unwesentliche.
Die Ergotherapie bietet Ihnen für Ihr weiteres Berufsleben ein umfangreiches Sortiment an persönlichen und branchenspezifischen Kompetenzen. Die geförderte Selbstwahrnehmung stärkt Ihr Selbstvertauen, wodurch Sie konfliktfähiger werden. Durch die Entwicklung der sozialen Kompetenz setzen Sie diese neu errungene Fähigkeit zielführend ein, um nicht erneut in psychische Schieflage zu geraten oder unter dem Leistungsdruck Ihre Gesundheit zu gefährden.